Die Blende regelt den Lichteinfall durch das Objektiv

Die Blende

In der letzten Lektion: Was ist eine Blendenstufe haben wir die Blende schon mehrfach angesprochen. Jetzt möchte ich diesem wichtigen Bauteil unbedingt auch eine eigene Lektion widmen.

Die Blende gehört zu den bedeutendsten Faktoren, wenn es um die Bildgestaltung geht. Zudem hat die Blende einen großen Einfluss auf die Schärfentiefe.

Im Prinzip ist die Blende eine variable Öffnung in Deinem Objektiv, welche den Lichteinlass steuert. Wenn du die Blende einmal richtig verstanden hast, wird Dir das Fotografieren gleich doppelt so viel Spaß machen.

In der nun folgenden Lektion, möchte ich Dir übermitteln, wie man die richtige Einstellung, passend zur jeweiligen Situation findet und welche Auswirkung die Blende auf Dein Motiv hat.

Hier nochmal zur Wiederholung die Blendenreihe in ganzen Blendenstufen.

f/1 — f/1,4 — f/2 — f/2,8 — f/4 — f/5,6 — f/8 — f/11 — f/16 — f/22 — f/32 — f45 usw.

Die Blende

Die Blende

Was macht die Blende?

Die Blende (engl. apertur) regelt den Lichteinfall durch das Objektiv. Du bestimmst hier also wieviel Licht zeitgleich durch Dein Objektiv auf den Sensor fällt. Du legst mit der Einstellung der Blende also fest, wie weit Dein Objektiv geöffnet ist. Je weiter Dein Objektiv geöffnet ist, desto mehr Licht kann somit auf den Sensor Deiner Kamera fallen.

Der Sensor benötigt eine bestimmte Menge an Licht, damit auch ein korrekt belichtetes Foto hinterher herauskommt. Also als eine Datei auf Deiner Speicherkarte.

Je größer die Blendenöffnung (kleiner Blendenwert), desto mehr Licht kann zeitgleich Deinen Sensor erreichen.

Blenden Vergleich

Blenden Vergleich

Die Blende wird bei modernen Objektiven nur während des Auslösens auf den eingestellten Wert geschlossen, also in dem Moment wo Du Dein Foto machst. Mit der Blende steuerst Du nur, wie weit das Objektiv geöffnet ist, aber nicht wie lange es geöffnet ist. Wie lange regelt bekanntlich die Belichtungszeit.

Bei einer Spiegelreflexkamera (DSLR) siehst Du bei der Einstellblende = Offenblende (Also das größte Loch) durch den Sucher und hast so immer ein helles Bild und kannst so die Schärfe korrekt einstellen.

Bei moderneren Spiegellosen Systemkameras (DSLM) Hast Du mittlerweile auch ein super helles und scharfes Sucherbild. Nur digital eben. (Der Sucher hat einen eigenen Monitor) Hier kannst Du die Auswirkung der eingestellten Blende direkt beurteilen, was ein Vorteil zu den Spiegelreflexkameras ist.

Die Blende und die Schärfentiefe

Die Größe der Blende bestimmt nicht nur das einfallende Licht, sondern auch den Schärfebereich auf Deinem Foto, man spricht hier auch von Lichtstreuung. Bei einer großen Blendenöffnung wird das Licht deutlich mehr gestreut, als bei geschlossener Blende.

Stelle Dir dazu einfach mal einen Wasserhahn vor. Wenn Du den Wasserhahn ganz weit aufdrehst, dann kommt nicht nur mehr Wasser auf einmal durch die Öffnung, sondern der Wasserstrahl wird auch gestreut, er wird also nach unten hin immer breiter.

Beispiel zur Blende: Ein Wasserhahn

Daher ist bei komplett geöffneter Blende, man spricht hier auch von Offenblende, die Schärfentiefe am Geringsten. Während das Licht bei einer kleinen Blende (großer Blendenwert) mehr gebündelt wird und Du auf Deinem Foto mehr Schärfentiefe bekommst.

Vergleich: Lichtstreuuung

Vergleich: Lichtstreuuung

Vergleich zur Schärfentiefe

Hier mal ein Vergleich der Schärfentiefe bei unterschiedlichen Blendenstufen und geringem Abstand zum Motiv.

Die Möglichkeit Eine Blendenöffnung von 51 einzustellen macht in der Praxis allerdings wenig Sinn, da die Schärfe extrem nachlässt (Beugungsunschärfe), dies dient hier auch nur der Veranschaulichung.

Vergleich: Schärfentiefe

Vergleich: Schärfentiefe

Vielleicht hast Du ja schon mal was von Tiefenschärfe gehört und ich schreibe hier die ganze Zeit von Schärfentiefe, also was ist was?

Was ist der Unterschied zwischen Schärfentiefe und Tiefenschärfe?

Es gibt gar keinen Unterschied, beide Begriffe bedeuten das Gleiche. Beide Begrifflichkeiten beschreiben den Schärfebereich in denen Objekte im Raum noch scharf abgebildet werden.

Im Prinzip kannst Du mit Deinem Objektiv, Deinen Fokus immer nur auf genau eine Entfernung scharf stellen. Alles davor und dahinter, wird je nachdem wie weit das Objekt entfernt ist unscharf.

Diese Eigenschaft kannst Du wunderbar als Gestaltungsmittel nutzen.

Was auch ein Grund ist, warum man nicht immer bei der maximal geöffneten Blende fotografiert. Während es bei der Portraitfotografie gewollt ist z. B. nur auf die Augen scharf zu stellen und unscharfe Bereiche gewünscht sind (was natürlich Geschmackssache ist), möchte man bei der Produktfotografie gern, das komplette Produkt scharf abgebildet haben. Hier muss dann die Blende geschlossen werden, um mehr Schärfentiefe zu erreichen. Das Thema Schärfentiefe werden wir aber noch in einer weiteren Lektion vertiefen.

Merke Die vorerst, je größer die Blende / Blendenöffnung, desto weniger Schärfentiefe und umgekehrt.

  • Große Blende, kleiner Blendenwert, geringe Schärfentiefe
  • Kleine Blende, großer Blendenwert, große Schärfentiefe

Bei Portraitaufnahmen werden gerne Blenden im Bereich von f1,4 bis f/4 genutzt um Personen, oder auch nur Teile der Personen scharf abzubilden, oder auch vom Hintergrund freizustellen. Während bei Personengruppen kleinere Blenden z.B. ab Blende f/8 vorzuziehen ist, auch in Abhängigkeit vom Motivabstand.

In der Landschaftsfotografie wird man auch eher Abblenden, um mehr Schärfe im Raum zu erreichen. Bei der Astrofotografie wird oft bei Offenblende (Größtmögliche Blende) fotografiert, um soviel Licht wie möglich in der vorgegebenen Zeit einzufangen.

Bei der Nachtfotografie wird auch oft die Blende zu gemacht, z.B. Blende f/11 bis f/16 um Lichtquellen wie Sterne aussehen zu lassen.

Hier empfehle ich Dir einfach mal ausprobieren, das macht Spaß.

Beispiel - Fotos: Einfluss der Blende auf die Schärfentiefe.

Einfach mal auf die Bilder klicken um diese zu vergrößern. Den Fokus habe ich ca. auf die Blütenmitte gelegt. Hier siehst Du je kleiner die Blende wird, desto größer wird der Bereich im Raum welcher scharf abgebildet wird. Die Nähe zum Motiv tut sein Übriges. Näheres aber dann dazu, wenn wir zur Lektion: Schärfentiefe kommen.

Blende f/4

Blende f/4

Blende f/5.6

Blende f/5.6

Blende f/8

Blende f/8

Blende f/11

Blende f/11

Blende f/16

Blende f/16

Blende f/22

Blende f/22

Beugungsunschärfe

Wie Du jetzt gelernt hast, erhöht sich die Schärfentiefe, je weiter die Blende geschlossen wird. Solltest Du nun immer die kleinstmögliche Blende wählen, wenn Du ein komplett durchgezeichnetes Foto erzielen möchtest? Die Frage stellt sich vor allem in der Landschaftsfotografie, aber auch in der Architekturfotografie und Makrofotografie. Die Antwort hierauf heiß nein.

Objektive haben in der Regel je nach Blendenöffnung eine unterschiedliche Schärfeleistung.
Bei Blenden kleiner 16 (Bei einigen Objektiven evtl. schon kleiner 11 oder 8) nimmt die Schärfeleistung ab da hier ein Phänomen auftritt und zwar die Beugung des Lichtes. Man spricht hier von Beugungsunschärfe.

Was ist Beugungsunschärfe?

Das Licht wird bei geschlossener Blende gebeugt, es trifft nicht mehr genau die Bereiche des Sensors, die das Licht eigentlich erreichen soll, so schleicht sich bei weit geschlossener Blende eine gleichmäßige Unschärfe über das komplette Bild.

Du solltest also für Dein Objektiv die optimale Blende herausfinden (förderliche Blende).

Die Beugungsunschärfe ist neben der Blendenöffnung auch noch von der Sensorgröße und der Anzahl der Megapixel abhängig.

Es spielt also auch eine Rolle, ob du eine APS-C oder Vollformat Kamera benutzt.

Wie Du jetzt mit Deiner förderlichen Blende die optimale Schärfentiefe auf Deinem Bild erreichst, erfährst Du wenn es dann in Lektion 8 um die Hyperfokale Distanz geht.

Besondere Nachteile haben hier Kameras mit kleinen Sensoren, z.B. Kompaktkameras, oder Bridgekameras, da hier viele Pixel auf engen Raum zusammenkommen, was das Phänomen der Beugungsunschärfe begünstigt. Bei einer evtl. Kaufentscheidung Deiner zukünftigen Kamera solltest Du diese Eigenschaft berücksichtigen. Sollte Deine Wahl hier doch auf eine Bridgekamera, oder Kompaktkamera fallen, dann ist ein Sensor mit vielen Megapixel für Beugungsunschärfe deutlich anfälliger.

Was ist Abblenden und Aufblenden?

In der Fotografie versteht man unter Abblenden das Schließen der Blende. Die Blendenöffnung wird geschlossen, so dass sich der Durchmesser durch den das Licht durch das Objektiv fällt verkleinert. Dies bedeutet weniger Licht bei höherer Schärfentiefe. Du benötigst zu Ausgleich einen höheren ISO-Wert, oder eine längere Belichtungszeit.

Beim Aufblenden, verhält es sich dann eben anders herum. Mehr Licht fällt auf den Bildsensor indem die Blendenöffnung geöffnet wird. Dies bedeutet auch mehr Licht bei einem kleineren Schärfebereich im Raum. Du kannst die Belichtungszeit verkürzen, oder den ISO-Wert herabsetzen.

Was bedeutet Offenblende?

Als Offenblende wird die Blende bezeichnet, bei der das Öffnungsverhältnis der Blende des Objektivs am Größten ist. Das bedeutet, Du musst die kleinste Blendenzahl die Du in Deiner Kamera zu Deinem Objektiv einstellen kannst wählen, um mit Offenblende und somit in der größten Lichtstärke Deines Objektivs fotografieren zu können.

Lichtstarke Objektive haben z.B. eine Offenblende von f/1,4 oder f/1,8 auch eine Blende von f/2,8 würde ich als Lichtstark bezeichnen.

Was ist die Arbeitsblende?

Mit Arbeitsblende ist die Blendeneinstellung gemeint, welche letztendlich Einfluss auf das fertige Bild nimmt. Also der Blendenwert, den Du an Deiner Kamera einstellst um Deine Belichtung zu regulieren und um den Schärfebereich zu regeln.

Wenn Du nun durch den Sucher moderner Digitaler Spiegelreflexkameras (DSLR’s) schaust, siehst Du Dein Motiv mit Offenblende, also der Blendeneinstellung, mit der größten Öffnung. Um die Schärfentiefe aber besser beurteilen zu können, gibt es an diesen Kameras eine sogenannte Abblendtaste. Mit dieser Abblendtaste, kannst Du zur Bildbeurteilung Deine Blende auf die Arbeitsblende schließen.

Spiegellose Systemkameras (DSLM’s), welche neben den Spiegelreflexkameras mittlerweile ebenfalls den Markt erobert haben, besitzen eine Art Belichtungssimulationsmodus, welches es ermöglicht die Belichtungseinstellung, Arbeitsblende und Schärfentiefe noch vor der eigentlichen Aufnahme beurteilen zu können.

Es wird keine Abblendtaste benötigt. Dennoch bieten einige Modelle die Möglichkeit den Sucher einer Spiegelreflexkamera sowie entsprechende Funktionstasten mit Abblendfunktion zu simulieren.

Was ist die förderliche Blende?

Als förderliche Blende wird der Blendenwert bezeichnet, bei dem Dein Objektiv die größte Schärfeleistung erreicht. Die Schärfeleistung Deines Objektivs nimmt in der Regel beim Schließen der Blendenöffnung zu, aber nur bis zu einem Bestimmten Punkt und zwar bis zu dem Punkt, bei dem die Beugungsunschärfe der ganzen Geschichte entgegenwirkt.

Du solltest also unbedingt herausfinden, bei welcher Einstellung Dein verwendetes Objektiv die größte Schärfeleistung hat und Dein Objektiv, wenn es nicht unbedingt sein muss auch nicht weiter Abblenden.

Zusammenfassung

Also je größer die Blende, desto mehr Licht kommt durch die Öffnung am Objektiv auf den Sensor. Du kannst kürzer belichten (geringere Verwacklungsgefahr) Anwendung z.B. Tierfotografie Du kannst mit dem ISO-Wert weiter runter (weniger Bildrauschen) Anwendung z.B. Konzerte.

Je größer die Blende (kleiner Blendenwert), desto geringer die Schärfentiefe. Du kannst Dein Motiv bei geöffneter Blende vom Hintergrund freistellen (Motiv scharf, Hintergrund unscharf) Anwendung z.B. bei der Portraitfotografie.

Je kleiner die Blende (Großer Blendenwert), desto größer die Schärfentiefe. Anwendung z.B. Landschaftsfotografie.

Weiter zur Lektion 5: Die Belichtungszeit