Bildgestaltung und Bildaufbau
Bildgestaltung in der Fotografie
Was bedeutet in der Fotografie eigentlich der Begriff Bildgestaltung, bzw. Was versteht man unter der Bildkomposition?
Ein gutes Foto entsteht, wenn Du es schaffst das wesentliche vom unwesentlichen zu trennen. Es gibt Elemente im Bild, welche das Auge Deines Betrachter eher anziehen als andere Elemente. Z.B Farben, Kontraste oder aber auch Gesichter.
Es gibt Gestaltungsmerkmale wie Linien, weche das Auge Deines Betrachters führen. Die Kunst ist alles ins Bild einzubauen was nötig ist und alles unnötige wegzulassen. Das versteht man als Bildkomposition.
Je besser Du das drauf hast, desto interessanter wird Dein Foto für den Betrachter.
Vielleicht hast Du Dich ja schon mal gefragt, warum Deine Fotos nicht so interessant rüberkommen, als Fotos anderer Fotografen. Das wird ganz sicher nicht daran liegen, das andere Fotografen bessere Kameras haben, ein Koch kocht sicher auch mit günstigen Töpfen gut.
Ist Bildgestaltung abhängig von der Kameratechnik?
Fotos werden nur mit einer Profikamera interessant?Nein an Deiner Kameratechnik liegt es höchstwahrscheinlich nicht. Es könnte eher daran liegen, dass Du einfach drauf los fotografierst, ohne Dir Gedanken zum Bildaufbau und zur Bildgestaltung zu machen.
So wie ein Maler sich Gedanken macht, wie er sein Gemälde aufbaut, um seine späteren Betrachter in den Bann zu ziehen, musst auch Du als Fotograf Dir Gedanken darübermachen, wie Du Dein Bild gestaltest.
Die Bildgestaltung ist neben der richtigen Belichtung und dem tollen Motiv, eine tragende Säule in der Fotografie und Du solltest Dir wirklich bei jedem Foto überlegen wie Du es aufbauen möchtest. Am besten wäre, Du gibst dem Bild noch bevor Du den Auslöser betätigst einen Namen.
Es gibt in der Fotografie einige Regeln zum Thema Bildaufbau, die es zu beachten gibt und die Du unbedingt kennen solltest. Regeln welche man natürlich auch bewusst brechen darf, dennoch muss man sie zuerst kennen.
Bildgestaltung - Häufige Fehler in der Fotografie
Viele Fotografie Beginner machen z.B. oft den Fehler, ihr Hauptmotiv in der Mitte des Bildes zu platzieren. Was ein Foto sehr oft langweilig wirken lässt.
Bei dem Beispiel hier sitzt das Rotkehlchen einfach auf dem Ast, mittig platziert, das Foto wirkt hier irgendwie langweilig. Es passiert nichts auf dem Bild. Dieses Beispiel ist typisch für Fotografie-Beginner.
Kamera einfach ohne sich Gedanken zu machen auf das Motiv draufhalten und abdrücken.
Das soll aber nicht bedeuten, dass Du kein Motiv in die Mitte setzen darfst. Dürfen darfst Du sowieso alles. Es ist erlaubt was gefällt. Es gibt durchaus Motive, die von der Mitte profitieren.
Die Drittel Regel
Kommen wir nun zu unserer ersten Regel: Die Drittel Regel.
Bei diesem Beispiel habe ich das Rotkehlchen etwas weiter links platziert, er schaut quasi in das Bild hinein. Das Foto erscheint dadurch wesentlich interessanter und stimmiger.
Versuche doch bei Deinen nächsten Aufnahmen mal darauf zu achten. Du wirst selbst schnell feststellen, wie nur dieser eine Tipp hilft Deinen Fotos mehr Pepp zu geben.
Man spricht in der Fotogrfie hier von der Drittelregel, oder dem goldenen Schnitt. Gerade zu Beginn ist die Einhaltung Drittelregel wichtig. Später kannst Du solche Regeln gern bewusst brechen.
Es geht hier auch nicht darum die Drittelregel exakt einzuhalten. Merke sie Dir als wertvolle und praktische Faustregel, die man aber brechen kann und darf.
Generell solltest Du als Beginner in der Fotografie zumindest am Anfang die wichtigsten Regeln beachten. Wenn Du dann Deine Erfahrungen gesammelt hast, dann darfst Du natürlich die Regeln bewusst brechen und kreativ sein.
Regeln sind da um sie zu brechen.
Es macht bei einigen Motiven natürlich auch durchaus Sinn Regeln zu brechen, z.B. das Hauptmotiv mittig zu platzieren.
Typische Beispiele sind Bilder, welche besonders symmetrisch sind, z.B. ein Bootssteg, welcher in den See führt, oder auch ein Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang kann mittig durchaus wirken.
Hier liegt es an Dir und auch hier gilt, erlaubt ist was gefällt. Spiele etwas herum und versuche Motive zu finden, welche mittig ausgerichtet stimmiger sind.
Ein Beispiel vielleicht noch von mir: Versuche doch mal eine Skyline einer Stadt einzufangen, die sich im Wasser spiegelt, vielleicht sogar in der blauen Stunde. Und schau selbst was Dir gefällt.
Fotografiere den Sonnenuntergang, mach einfach verschieden Fotos und lass auch mal Deine Freunde drüber schauen. Hole Dir Feedback von anderen.
Die Drittelregel, oder auch der goldene Schnitt.
Machen wir weiter mit der Drittelregel.
Die Drittelregel ist eine sehr alte Regel, welche sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt.
Sie gilt als eine sehr bekannte und vor allem in der heutigen Fotografie wichtige Gestaltungsregel und lehnt sich sehr stark an den goldenen Schnitt an.
Deshalb wird in der Fotografie, wenn es um den Bildaufbau geht, oft auch vom goldenen Schnitt gesprochen.
Dabei geht es hier um einen besonders spannenden und harmonischen Bildaufbau.
Die Drittelregel; Definition: Das Hauptmotiv sollte nach dieser Regel horizontal und vertikal versetzt positioniert werden. Ein derartiger Bildaufbau ist für unser Auge sehr angenehm und wirkt dadurch einfach natürlicher. Diese Regel gilt für das Querformat wie für das Hochformat gleichermaßen. Durch die Anwendung dieser Drittel Regel, kannst Du quasi ohne Mehraufwand von jetzt auf gleich schönere Fotos machen.Wie wende ich die Drittel Regel für die richtige Bildgestaltung an?
Während Du durch den Sucher, oder auf das Display Deiner Kamera schaust, solltest Du gedanklich Dein Bild in 9 Teile aufteilen, Dir also Linien ins Bild Denken. Bei den meisten Kameras kannst Du Dir hierfür als Hilfsmittel auch Gitterlinien einblenden lassen.
Mach Dir bewusst, welches Element Dir in Deinem Bild am wichtigsten ist und versuche dieses Element an den Schnittpunkten der Linien auszurichten. Bei der Landschaftsfotografie können das Berge sein, ein großer Stein, oder vielleicht ein Baumstamm.
Solltest Du Menschen oder Tiere fotografieren, wirkt ein Foto wesentlich stimmiger, wenn Mensch oder Tier dabei in das Bild hereinschaut, also in die Richtung wo mehr Platz im Bild ist.
Im Folgenden zwei Beispiele dazu, was ich damit meine; mit in das Bild herein schauen.
Als Beispiel soll hier Das Skulptur Kunstwerk „El Nino“ des Bildhauers Ubbo Enninga dienen, welches in der Radolfzeller Hafenmole im Wasser steht und auch schon oft unter Wasser war.
Je nachdem wie hoch der Wasserstand des Bodensees war. Im übrigen ein wunderschönes Motiv, als Vordergrund für einen Sonnenuntergang.
Bildgestaltung - Regel Nr. 2: Die richtige Perspektive für den perfekten Bildaufbau
Auch die richtige Perspektive ist Grundlage für ein gutes Foto.
Ein klassischer Anfängerfehler ist: Einfach aus dem Stand heraus, da wo man gerade steht das Foto zu machen. Dabei wird kein Gedanke verschwendet, ob sich das Motiv oberhalb des Kamerastandpunktes befindet, weit weg ist, oder sich auf dem Boden befindet.
Das weitaus spannender Foto bekommst Du wenn Du Dich bewegst, Dein Motiv auf Augenhöhe fotografierst. Besonders furchtbar finde ich Fotos von Tieren, oder Blumen, welche von oben nach unten fotografiert wurden. Begib Dich bei solchen Motiven bitte mit Deiner Kamera nach unten, mach Dich gern dreckig, oder klappe Dein Kameradisplay auf, oder mach das Foto nicht.

Perspektive uninteressant
Dieses Beispiel soll zeigen, wie ein Foto wirken kann, wenn es einfach aus Bequemlichkeit von oben aus Augenposition geknipst wird. Das Foto hat überhaupt gar keine Wirkung und man hätte es sich auch sparen können. Ein Foto für den Mülleimer, welches sich auch später niemand anschauen möchte.
Gerade auch Kinderfotos wirken wesentlich interessanter, wenn Du sie auf Augenhöhe fotografierst. Probiere es aus, Du wirst mir sicher recht geben.
Fotografiere Tiere niemals von hinten, verzichte lieber ganz auf das Bild, wenn Du das Tier nicht von vorn oder seitlich erwischen kannst. Das Foto wirkt nicht und Du wirst es Dir auch nicht wirklich gern anschauen.
Strandfotos, Fotos von Straßen, oder Wegen, Bächen etc. Verlege hier Deinen Kamerastandpunkt nach unten, Deine Fotos werden es Dir danken.
Versuche generell Deine Fotos aus einer Perspektive zu schießen, welche nicht der normalen menschlichen Perspektive entspricht. Vergiss die normal Perspektive, begib Dich in andere Perspektiven und du wirst sehen, wenn Du ab sofort diese Regel beachtest werden schönere Fotos Dein Lohn sein.
Bildgestaltung Regel Nr. 3: Bildaufbau durch Bildführung
Beginner in der Fotografie versuchen oft viel zu viel Bildinformationen auf ein Foto zu bannen. Das Auge des Betrachters wandert dann oft ziellos über das Foto, ohne wirklich zur Ruhe zu kommen. Ein derartiges Foto ist von Harmonie weit entfernt und wirkt auch nicht wirklich interessant.
Das Zauberwort hier heißt: BildführungHierbei geht es darum, das Auge des Betrachters ins Bild hinein zum eigentlichen Motiv zu führen. Hierfür nutzt man Linien, welche in der Natur vorkommen.
Auch ein geeigneter Vordergrund, wie ein Stein, oder ein Ast kann dazu dienen die Augen des Betrachters abzuholen und ins Bild hineinzuführen. Ein geeigneter Vordergrund sorgt für Tiefe im Bild und Dein Foto bekommt deutlich mehr Wirkung. Vordergrund macht´s Bild gesund, ist ein Satz den welche viele Fotografen kennen und umsetzen, jetzt sicher auch Du.
An Dieser Stelle kannst Du Dich auch gleich entscheiden, ob Du zusätzlich noch mit der Schärfentiefe spielen möchtest, um Dein Augenmerk auf Dein Hauptmotiv zu lenken.
Bildgestaltung Regel Nr. 4: Spiele mit der Schärfentiefe
Das Thema Schärfentiefe haben wir in diesem Fotokurs ja schon an mehreren Stellen besprochen und Du kannst dieses Wissen nun wunderbar für Bildaufbau und Bildgestaltung nutzen.
Durch Veränderung der Schärfentiefe kannst Du Dein Hauptmotiv, z.B. ein Mensch, ein Tier, oder ein Objekt vom Hintergrund freistellen.
Das bedeutet, dass Du Dein Hauptmotiv auf Deinem Foto scharf darstellen kannst, während der Rest auf Deinem Bild in Unschärfe verschwimmt. Mit dieser Methode hast Du die Möglichkeit das Augenmerk Deines Betrachters direkt auf Dein Hauptmotiv zu lenken.
Das Spiel mit der Schärfe kannst Du sehr gut mit der Blende regeln. Neben der Steuerung der Lichtmenge regelst Du mit der Blende natürlich auch den Schärfebereich im Raum. Je weiter Du Deine Blende öffnest (kleiner Blendenwert), desto geringer wird die Schärfentiefe. Mit langen Brennweiten und kurzer Distanz zum Objekt verstärkt sich dieser Effekt noch zusätzlich.
Wenn Du Dich noch nicht so richtig an den manuellen Modus (M) Deiner Kamera traust, solltest Du Deine Kamera auf Halbautomatik stellen, genau genommen auf Zeitautomatik. (Bei Nikon oder Sony auf A und bei Canon Kameras auf Av) in diesem Modus kannst Du Deine Blende vorwählen und Deine Kamera wählt automatisch die richtige Belichtungszeit für ein korrekt belichtetes Foto.
Solltest Du meinen Fotokurs nicht Lektion für Lektion durchgegangen sein, solltest Du Dir die Lektion zur Schärfentiefe evtl. noch anschauen.
Weiter geht´s zur Lektion 10: Der Autofokus